Manitoba und Saskatchewan – Unglaubliche Prärien

Wir verlassen nach einer gefühlten Ewigkeit Ontario über die Provinzgrenze nach Manitoba. Wie eine Schneise öffnet sich der Wald und mit jedem Kilometer wird die weite Fläche immer größer. Wir sind gerade in Manitoba angekommen, als am Straßenrand ein junger Kerl mit Rucksack steht und per Anhalter fahren will. Thomas haut den Stachel rein und wir kurbeln das Fenster runter. Zunächst bin ich ein wenig skeptisch, da der Typ eine leere Schnapsflasche in der Brusttasche hat und irgendeinen Kauderwelsch aus Englisch und Deutsch von sich gibt. Ich hab den Finger schon auf der Türverriegelung, als klar wird, dass er aus Tschechien kommt und sich nicht sicher war, welche Sprache wir sprechen! Also lassen wir ihn doch rein und nehmen Jan mit nach Winnipeg, Manitobas Hauptstadt, wo wir uns auch wieder mit Gianni, Thomas und Susanne treffen wollen. Die Landschaft wird immer weiter und flacher und wir fahren zu Dritt an endlosen Sonnenblumenfeldern vorbei, als wir in weiter Entfernung schon die Hochhäuser Winnipegs erkennen können. Obwohl wir Winnipeg schon sehen können, dauert es allerdings noch eine gefühlte Ewigkeit bis wir dort ankommen. Das ist dann wohl die Prärie. Ein Highlight des Tages ist jedoch die Mitte Kanadas! Direkt am Highway steht ein Schild, welches das Zentrum Kanadas markiert. Man, wir haben echt schon die Hälfte „geschafft“. Irgendwie geil!

Winnipeg rückt auf dem ellenlangen, geraden Highway nun endlich näher und wir fahren zum Walmartparkplatz um die anderen zu treffen. Zelten darf man hier eigentlich nicht, aber wir können den armen Jan, der eben nur ein Zelt hat, nicht einfach in der Stadt aussetzen. Mit unseren drei Fahrzeugen bilden wir einen Kreis, so dass Jan in der Mitte, mehr oder weniger geschützt, seinen Schlafplatz aufbauen kann.

Morgen wollen wir alle gemeinsam einen letzten Abend verbringen, bevor jeder wieder seiner Wege geht. Zuvor verbringen wir gefühlt den ganzen Tag in Winnipeg, auf der Suche nach einem Ölfilter. Ein Ölwechsel steht an. Wir fahren von einem Teilehändler zum nächsten und hoffen eine günstige Variante zu finden. Leider haben wir Pech und landen dann doch wieder beim ersten Händler und kaufen einen viel zu teuren Filter. Ja, die Ersatzteillage in Kanada ist für das Bockerl eher "ungünstig"! Wir haben die Schnauze voll von Großstadt und fahren zum Grand Beach Provincial Park am Lake Winnipeg. Thomas und Susanne warten schon und haben für Gianni und uns schon einen Platz reserviert. Wir waschen Wäsche und uns, zur Abwechslung mal wieder in einer richtigen Dusche statt im See, und feiern zu sechst unseren letzten gemeinsamen Abend beim obligatorischen Lagerfeuer inklusive Würschtel am Stecken. Am nächsten Morgen geht jeder seiner Wege. Die Zeit mit den Anderen war super! Es hat richtig gut getan, sich mit anderen auszutauschen und auch das ein oder andere aus den gemeinsamen Gesprächen mit zu nehmen. Danke Leute, für die schöne Zeit!

Endlose Weiten und ein Himmel der nie enden will

Sasketchewan von oben - Kanada

Nach dem endlos großen Ontario sind wir überrascht, wie schnell wir Manitoba hinter uns lassen und die nun sechste Provinz auf unserer Reise erreichen: Saskatchewan. Der Standard-Saskatchewan-Witz lautet: „Wenn dir dein Hund davon läuft, kannst du ihn nach zwei Tagen immer noch laufen sehen“. Da ist wohl was dran! Die Landschaft wird noch flacher und noch weiter! Der Himmel scheint unendlich. Riesige, gelb leuchtende Rapsfelder flankieren den Highway. Dazwischen stehen einige überdimensionalen Landwirtschaftsmaschinen. Auch ein Güterzug von mehreren Kilometern Länge fährt neben uns her. An einem Tag reißen wir auf dem ausschließlich geradlinigen Highway 500 km runter. Bei einer Maximalgeschwindigkeit von 90 km/h ist das für unsere Verhältnisse doch recht viel. Aber da es sowieso nur geradeaus geht und man während dem Fahren quasi ein Buch lesen oder Karten spielen kann, ist die Strecke alles andere als anspruchsvoll. Thomas hat vom gestrigen Abschiedsabend einen kleinen Kater und schläft, während ich fröhlich heiter Kilometer um Kilometer vor mich hin rolle. Welcome to the Praries! Am nächsten Morgen werden wir standesgemäß von einem Präriehund begrüßt, der neben dem Bockerl auf einer Wiese herumrennt. Die Dinger sind der Hammer!

Unsere nächste Station ist Regina. Thomas' Lieblingsserie als Kind war „Ausgerechnet Chicago“. Eine Krimiserie über einen Mountie, der nach Chicago kommt. In Regina kann man die „Royal Canadian Mounted Police (RCMP)“ besuchen, wo die sogenannten Mounties ausgebildet werden. Also nix wie hin.  Mounties sind bekannt für ihre Paradeuniform: Waffenrock im traditionellem Rot. In der Serie trägt der Hauptdarsteller sehr oft genau diese Uniform, weshalb Thomas sie unbedingt sehen wollte. Bei der Parade sind die Mounties jedoch in blau gekleidet. Die dürfen sich das wohl aussuchen. Pech gehabt! Leider entsprach der Besuch der RCMP nicht ganz der Kindheitsvorstellung, war aber trotzdem schön.

Vorsicht vor dem Bussard!

Und es geht weiter durch die Prärie. Viele finden diese Landschaft unglaublich langweilig. Wir finden sie unglaublich schön! Der Begriff „Weite“ bekommt hier eine ganz neue Bedeutung. Man sieht nichts außer endlosen Feldern, die in allen rot, grün und gelb Tönen leuchten. Darüber sieht man den wolkigen Himmel, der nie zu enden scheinen mag. Wir verlassen mal den Highway über eine Schotterpiste und genießen die atemberaubende Landschaft. Wenn man genau hin schaut, ist das Land voller Tiere. Man sieht während der Fahrt Kojoten über die Felder laufen. Am Straßenrand stehen überall kleine Präriehunde wie Soldaten und halten nach Fressfeinden Ausschau, während Greifvögel ihre Kreise ziehen. Sogar Antilopen können wir beobachten. Wir passieren eine kleine Ortschaft, Chaplin, als die Gegend plötzlich weiß wird! Alle Seen bzw. Tümpel hier sind derzeit ausgetrocknet und hinterlassen eine weiße Salzkruste. Das leuchtende Weiß, ist ein mega Kontrast zur sonst so bunten Weite. Das Land wird langsam hügeliger. Wir sind immer noch in der Prärie, verlassen nun jedoch Saskatchewan Richtung Alberta. In der letzten Touristeninfo bleiben wir noch mal stehen, um uns eine Straßenkarte für die kommende Provinz zu besorgen. Am Parkplatz steht ein Schild „Beware of the hawk“ (Vorsicht vor dem Bussard). Hä? Wieso soll man denn da aufpassen? Das merkt Thomas dann doch recht schnell. Ein Bussardpaar hat ein Nest direkt am Parkplatz. Thomas packt die Kamera aus und kommt dem Nest wohl etwas zu nah. Einer der Greifvögel steuert im Sturzflug auf Thomas' Kopf! War aber nur angetäuscht. Wobei ich finde, dass dies schon eine super Geschichte gewesen wäre: „Bussard reißt deutschem Weltreisenden den Kopf am Arsch der Welt ab!“. Damit verlassen wir die großartigen Prärien Manitobas und Saskatchewans und kommen nun endlich im Westen an!

3 Kommentare

  1. Eva Schygulla
    4. Dezember 2018

    Danke, dass ich „mitreisen“ darf.
    Sehr interessanter Beitrag und wunderschöne Bilder.

    Liebe Grüße
    Mamschy

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  2. Andy Keller
    12. Januar 2019

    Hallo! Ich habe euch gerade in Tustin California auf der Jamboree gesehen mit eurem Unimog (hat mich an einen Unimog erinnert). Hab die Website Adresse an der Seite des Fahrzeugs gesehen und bin gleich rein! Wo sind die neuen Einträge?? Find ich toll was ihr macht! Echt toll!!

    Gruss Andy

    Antworten
    1. Thomas
      24. Februar 2019

      Hi Andy, Danke für Deine Nachricht! Wir sind etwas faul geworden, was den Blog angeht 😉 Schöne Grüße (mittlerweile) aus Baja

      Antworten

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