Yukon – Dempster Highway – Einmal zum Polarkreis und zurück


Tuktoyaktuk ist das Ende des Dempster Highways. Von der Stadt, mit dem unaussprechlichen Namen, haben wir das erste Mal in Winnipeg gehört. Am Walmartparkplatz, wo wir unser Camp mit Gianni aus der Schweiz, Thomas und Susanne aus Frankfurt und Jan aus der Tschechien, aufgeschlagen haben, wurde Thomas von einem Kanadier angesprochen, der vor Kurzem in Tuk gewesen ist. Tuk ist die Abkürzung für Tuktoyaktuk, denn auch den Kanadiern ist der Name wohl zu kompliziert. Thomas (aus Frankfurt) und Susanne wollten eigentlich nach Churchill, ein Ort im Norden von Manitoba, wo man mit Belugas schwimmen kann. Leider ist die Tour in den hohen Norden, wo es auch Eisbären gibt, sauteuer. Der nette kanadische Herr hat ihnen dann empfohlen nach Tuk zu fahren. Hier werden die Belugas zwar von den hiesigen Inuit gejagt, aber man könne bestimmt jemanden ansprechen der einen mit dem Boot raus schippert. Da ich in meinem nächsten Leben Meeresbiologin werde, hat mich die Info „Belugas“ eigentlich schon überzeugt.

Aber zurück zum Hier und Jetzt. Nachdem wir einen Woche in Whitehorse waren, um auf unsere neuen Bremssättel zu warten, haben wir uns mit dem Thema „Tuktoyaktuk“ etwas genauer beschäftigt. Es führt eine einzige Straße ans Ziel, der sogenannte Dempster Highway. Heißt Highway, ist aber keiner. Es ist eine Art Schotter-Matsch-Straße, die den Ruf hat mindestens einen Platten und einen Sprung in der Windschutzscheibe zu verursachen. Der Highway wurde auf Permafrostboden gebaut, weshalb normaler Teer wohl nicht halten würde. Wir haben in der Zwischenzeit unterschiedliche Meinungen zu diesem Highway gehört, von Einheimischen wie Touristen: „Oh mein Gott, ihr wollt den Dempster nicht fahren?! Das dürft ihr euch keinesfalls entgehen lassen!“ oder „Der Dempster ist viel zu gefährlich! Die Piste ist so matschig, da rutschen die Leute wie auf Glatteis einfach runter! Ohne einen Platten kommen die Wenigsten zurück!“. Unabhängig davon, war unser K.O.-Kriterium jedoch, dass wir nicht knapp 1.000 km (einfach) nach Tuk fahren wollen. Der Winter ist nicht mehr weit und wir hatten am Anfang unserer Reise schon genug gefroren.

Wie dem auch sei, beim Einkaufen wurden wir mal wieder angesprochen, mit der Frage ob wir den Dempster fahren wollen. Wir haben verneint und wurden mit Unglauben „gestraft“ und dem Hinweis zumindest den Tombstone Territorial Park, der sich am Anfang des Highways befindet, zu besuchen. Also haben wir uns entschlossen, einfach mal einen Versuch zu wagen. Wenn es uns nicht gefällt, können wir ja einfach umdrehen. Und es hat uns GEFALLEN! Es war atemberaubend! Ich muss nun aufpassen, nicht zu blumig oder poetisch zu werden.

Besuch von einer großen Mietzekatze

Ausblick in den Tombstone Territorial Park am Dempster Highway im Yukon, Kanada.
Um 17:00 Uhr am Sonntag den 18.08.2018 fahren wir auf den Highway. Die Leuchttafel zum Beginn des Highways kündigt schon einmal raue Straßenverhältnisse an, aber die Strecke ist nirgends gesperrt. Eigentlich ist die Straße ganz okay. Es gibt einige Schlaglöcher, aber die halten sich NOCH in Grenzen. Leider dauert es nicht allzu lange. Wir sind schon kurz davor einfach wieder umzudrehen. Aber das haben wir zum Glück nicht getan. Das Bockerl klappert ganz schlimm und wir werden ordentlich durchgerüttelt. Dann lichtet sich der Wald und es wird langsam hügeliger. Von der Ferne sehen wir einen Bären den Hang entlang trotten. Wir passieren moosbewachsene Berge. Mal sind sie spitz, mal sanft gewellt. Wir sind immer noch circa 500 km vom Polarkreis entfernt und die Landschaft verwandelt sich in subantarktische Tundra. Hier beginnt nun auch der Tombstone Territorial Park. Die Landschaft hier ist geprägt von weiten Tundratälern. Die Aussicht ist spektakulär und die Moose, Flechten und kleinen Sträucher leuchten in allen Gelb- und Orangetönen.

Schöne Aussichten im TombstoneTerritorial Park, Yukon, Dempster Highway, Kanada
Schöne Aussichten im Tombstone Territorial Park

Nach 82 km auf dem Dempster finden wir einen Schlafplatz neben der Straße, mit einer fantastischen Aussicht und machen es uns im Bockerl bei einem Filmabend gemütlich. Auf einmal höre ich nur von Thomas „Oh mein Gott Yvonne, schau mal nach rechts“ und da sitzt tatsächlich ganz entspannt ein Luchs neben dem Bus. Um die Miezekatze nicht zu verscheuchen, arbeiten wir uns langsam vor: zum Handy, zur Digitalkamera (die im Fahrerraum liegt) bis hin zu Thomas' Spiegelreflex, die erst einmal aus dem Rucksack gefummelt werden muss. Der Luchs ist ganz relaxed, glotzt uns nur an und spaziert ein paar Meter weiter, bis ihm unser Gewusel dann doch zu bunt wird und er gemächlich in den Büschen verschwindet.

Das Bockerl bekommt Besuch vom kanadischen Luchs auf dem Dempster Highway, Yukon, Kanada
Das Bockerl bekommt Besuch vom kanadischen Luchs

Wir haben bisher Glück mit dem Wetter. Es ist zwar nicht besonders warm, aber es regnet auch nicht. Wir tuckern weiter durch die subantarktische Tundra, und ohne jetzt übertrieben oder schmalzig klingen zu wollen, ist die Landschaft so schön, dass sie einem Pippi in die Augen treibt. Wir fahren an einem Flussdelta mit Wildpferden vorbei, an bunten Hügeln und Tälern. Die Farben kann man nicht beschreiben. Wir landen letztendlich an einem Aussichtspunkt, dem Ogilvie Ridge, wo wir mal wieder eine grandiose Aussicht auf den Gebirgszug der Ogilvie Mountains, mit ihren kahlen und schroffen Hängen, haben. Hier treffen wir ein anderes deutsches Paar, die nach Kanada ausgewandert sind und halten noch einen kleinen Plausch.

Eine Schlammpiste und kurze Schlitterpartie

Nachdem die Strecke bis jetzt der absolute Hammer war, entscheiden wir uns noch die restlichen 150 km bis zum Polarkreis zu fahren. Die haben es jedoch in sich. Wir fahren über eine mit Schlaglöchern gespickte Piste, gegen die ein Schweizer Käse ein Kinderfasching ist, bis es einfach nur noch in eine Matschpiste übergeht. Der Untergrund besteht nur noch aus Schlamm, so dass das Bockerl schön ins Schlittern kommt. Mit Allrad erreichen wir jedoch ohne großartige weitere Rutschpartien endlich den Polarkreis! Auch wenn die Fahrt bis hierher eher anstrengend war, lohnt sich der Ausblick allemal.

Ankunft am Ziel: Pommes ungewiss am Polarkreis, Dempster Highway, Yukon, Kanada
Ankunft am Ziel: Pommes ungewiss am Polarkreis

Wir machen uns auf dem Rückweg und genießen genau dieselbe tolle Landschaft noch ein weiteres Mal. Allerdings kommt es uns fast so vor, als wäre nun der Herbst wirklich angekommen. Die Farben sind noch greller. Das Gras- und Buschland leuchtet nun gelb, rot und orange. Das Bockerl bekommt noch Besuch von einem Polarfuchs, als wir den Dempster ohne platten Reifen und ohne Sprung in der Windschutzscheibe, aber dafür dreckig und schlammig bis zum geht nicht mehr, verlassen. Unser Fazit? Spektakulär! Mehr gibt es nicht hinzuzufügen.

Highlights

  • Tombstone Territorial Park
  • Die Tundralandschaft
  • Der Polarkreis
  • Aussichtspunkt am Ogilvie Ridge

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